Weihnachtsbäume und mehr …

WBT Kerzell rüstet mit Mitgliederversammlung und Exkursion für die neue „Saison“

Kerzell. Mit einer Mitgliederversammlung und einer Exkursion nach Hosenfeld rüstet das Weihnachtsbaumteam Kerzell e.V. (WBT) für die neue Saison. Am 12. Dezember ab 8 Uhr werden rund um das Bolze Haus wieder Christbäume für den guten Zweck verkauft. Die Erlöse gehen wie immer zu Gunsten der Straßenkinder Kenias, an das Straßenkinderprojekt „Pandipieri“ von Pater Hans Burgman in Kisumu (Kenia).

Das Weihnachtsbaumteam Kerzell e.V. besteht seit 1993 und wird von derzeit 48 Mitgliedern unterstützt; die beiden großen Aktivitäten des Vereins sind das jährliche Hoffest am jeweils letzten Sonntag im Juli sowie der Weihnachtsbaumverkauf. Beide Feste verlaufen seit vielen Jahren erfolgreich und finden großen Anklang und zahlreiche ehrenamtliche Unterstützer in Kerzell und der Umgebung. Im Hosenfelder Forst wurden nun die Christbäume für die diesjährige Verkaufsaktion ausgesucht und die Exkursion zum Gedankenaustausch unter den Mitgliedern genutzt.
„Eine Abordnung des WBT hat sich die Bäume angeschaut, die wir in diesem Jahr zum Verkauf anbieten wollen. Frisch geschlagen aus heimischen Wäldern, das bürgt für Qualität und sorgt dafür, dass unsere Bäume nicht zu früh nadeln“, erklärte Jan Wloka, 1. Vorsitzender des WBT.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden dann bereits die umfangreichen Detailplanungen für den Weihnachtsbaumverkauf getätigt: „Wir sind ein eingespieltes Team, aber für diesen einen Verkaufstag mit Rahmenprogramm von Frühstück bis zur musikalischer Ummalung laufen die Vorbereitungen schon einige Tage vorher auf Hochtouren: Dekorieren, Zelt aufbauen, Plätzchen backen und vieles mehr – für dieses große Engagement und die gute Zusammenarbeit danke ich unseren Mitgliedern bereits vorab. Wir hoffen auf gewohnt rege Nachfrage, auf dass wieder mehrere hundert Christbäume für einen guten Zweck den Besitzer wechseln“, führte Jan Wloka aus.
Zum Programm: Am Samstag, 12. Dezember werden rund um das Bolze Haus in Kerzell wieder Christbäume für den guten Zweck verkauft. Um 8 Uhr wird das zünftige Frühstücksbuffet für die Besucher geöffnet, gleichermaßen beginnt dann der Weihnachtsbaumverkauf. Ab 11 Uhr gibt es Mittagessen, um 13 Uhr spielt der Musikverein „Lyra“ Kerzell auf.
P.S.: Die Spendenaktion des WBT Kerzell e.V. kann man jederzeit finanziell durch eine Überweisung unterstützen. IBAN: DE28530601800002080010, BIC: GENODE51FU. Betreff: „Straßenkinder Kenias“.
Mehr Infos: www.wbt-kerzell.de

Weihnachtsbaumteam stellt sich neu auf

Jahreshauptversammlung: WBT-Kerzell e.V. unterstützt seit 1993 Straßenkinder in Kenia / Langjähriger Vorsitzender Erhard Roth plötzlich verstorben

Kerzell. Seit vielen Jahren engagieren sich die Mitglieder des Weihnachtsbaumteams Kerzell e.V. für Straßenkinder in Kenia. Dank der Unterstützung der Mitglieder, vielen freiwilligen Helfern und Sponsoren konnte der Verein auch im vergangenen Jahr wieder einen stolzen Betrag an Pater Burgman für seine Straßenkinderprojekte in Pandipieri / Kenia überweisen. Nach dem plötzlichen Tod des langjährigen Vorsitzender Erhard Roth wurde zudem eine Neuaufstellung im Vorstand nötig.

Seit vielen Jahren engagieren sich die Mitglieder des Weihnachtsbaumteams Kerzell e.V. für Straßenkinder in Kenia; seit 2014 liegt der Focus auf dem OMA-Projekt. Nach wie vor ist AIDS eines der zentralen Probleme; die Krankheit zerstört viele soziale Strukturen und reißt Familien auseinander. Oftmals sterben beide Elternteile und die Waisen müssen von den Großmüttern aufgenommen werden. Hier setzt das so genannte „OMA“ –Projekt an, das diese Großmütter unterstützt. Mit 50 Euro pro Jahr kann eine Familie ein Jahr lang sowohl ambulant als auch stationär betreut werden. Mehr als 100 geförderte OMA-Projekte in 2014 sind ein großer Erfolg; dies teilte der neue 1. Vorsitzende des Vereins Jan Wloka während der gut besuchten Hauptversammlung mit.
Mehr als 25.000 Euro konnten für die Straßenkinder in Kisumu/Kenia gespendet werden. Der neu gewählte Vorstand dankte den Mitgliedern sowie allen Spendern und Sponsoren.

Das Weihnachtsbaumteam Kerzell e.V. besteht seit 1993 und wird von derzeit 48 Mitgliedern unterstützt; die beiden großen Aktivitäten des Vereins sind das jährliche Hoffest am jeweils letzten Sonntag im Juli sowie der Weihnachtsbaumverkauf. Beide Feste verlaufen seit vielen Jahren reibungslos und finden großen Anklang und zahlreiche ehrenamtliche Unterstützer in Kerzell und der Umgebung.

Erhard Roth, langjähriger 1. Vorsitzender des Vereins und Gründungsmitglied ist im Februar 2015 plötzlich verstorben; der restliche Vorstand signalisierte, die Geschicke des WBT-Kerzell e.V. weiter führen zu wollen. Im Namen des Vorstandes dankte der neue 1. Vorsitzende Jan Wloka für das Vertrauen und versprach, das Weihnachtsbaumteam Kerzell e.V. weiterhin in gewohnter Form für die nächsten zwei Jahre zu führen. Ein Dank galt den Mitgliedern des Gesamtvorstandes für die guten Zusammenarbeit sowie den Spendern und Sponsoren.

Der neue Vorstand:
1. Vorsitzender: Jan Wloka
2. Vorsitzender: Günter E. Schmitt
1. Beisitzer: Christian Schubert
2. Beisitzerin: Klara Lamp
Kulturwart: Joseph Reith
Kassenwart: Walter Zehentmaier
Schriftführerin: Barbara Reith
Jugendwart: Rebecca Kreß

 

Bildunterschrift:
(v.l.n.r.): Das Weihnachtsbaumteam Kerzell stellt sich neu auf: Christian Schubert, Magdalena Jensch, Jürgen Denning, Gertrud Zehentmaier, Klara Lamp, Josef Reith, Christina Preißler, Günter E. Schmitt, Jan Wloka und Walter Zehentmaier.

Ostern 2006

Liebe Freunde,

Wenn heute alte Bekannte Pandipieri besuchen, werden sie es kaum wieder erkennen. Ein großartiges Gebäude ist hier für das Resozialisierungs- programm der Straßenkinder entstanden. Mitte Februar wurde dieses Gebäude mit einem großen Fest eingeweiht. In meiner Ansprache anlässlich dieser  Veranstaltung verglich ich dieses zweistöckige Haus mit einer Blume, die aus den Wurzeln des alten Pandipieri gewachsen ist – jeder ist davon tief beeindruckt. Dieses Haus ist Zeugnis für die anhaltende Dynamik und das Wachstum von Kisumu Urban Apostolate.
Hier kann ich Euch ein kleines Geheimnis verraten: es wird nicht die letzte Blume sein, die hier anfängt zu blühen – in Nyalenda zeichnet sich etwas sehr Schönes ab: anstelle des Gebäudes, in dem wir früher alten Kunststoff wieder verwertet haben, wird ein neues Gebäude für die Haushaltungsschule der Mädchen entstehen. Selbstverständlich werde ich Euch über dieses Projekt auf dem laufenden halten.

Diese Entwicklungen zeigen auch, dass der neue KUAP Vorstand hart daran arbeitet, alten Projekten  neue Impulse zu verleihen. All diese Leute sind sehr kompetent und willens, einen großen Teil ihrer Zeit und ihrer Energie diesen Projekten zu widmen; die zahlreichen Treffen dauern oft bis spät in die Nacht – und all diese Leute arbeiten freiwillig und ohne Bezahlung. Sie können stolz auf sich sein und verdienen unsere Anerkennung. Diese Menschen sind sich der starken freundschaftlichen Bindung zu Euch – die Ihr so weit weg seid – sehr bewusst. Fr. Fons Eppink, die viele von Euch schon kennen, ist jetzt unsere neue stellvertretende Vorsitzende.

Zu unser aller Erstaunen ist der Wasserspiegel des Viktoriasees dramatisch gesunken. Eine Zeitung schrieb darüber: „ Der Wasserspiegel ist um mehr als sechs Fuß (1 Fuß = 30,48 cm – Anm. des Übersetzers) gesunken; an manchen Stellen sogar um 10 Fuß (ca. 3,10 m)“. Nicht nur der Viktoriasee ist davon betroffen, und jeder fragt nach der Ursache. Einige machen die Abholzung der Wälder dafür verantwortlich; andere sind der Meinung, dass es sich dabei um eine regelmäßig wiederkehrende Erscheinung handelt, deren Ursache in unterirdischen Wasserströmungen zu suchen ist. Nach Meinung dieser Leute regelt sich das alles wieder von selbst.

Im Moment haben wir den Eindruck, dass sich mehr und mehr geistig behinderte Menschen zu unserer Kirchengemeinde hingezogen fühlen. Ich sage mir immer wieder, dass das ein gutes Zeichen ist. Die Dame aus Uganda, die vor ca. vier Jahren im Garten vor unserem Haus ihr Zelt aufgeschlagen hatte, ist auch wieder zurückgekehrt. Sie tauchte eines Tages einfach mit einem breiten Lächeln im Gesicht wieder auf als wollte sie sagen: „Ich weiß doch, wie sehr Ihr mich vermisst habt!“. Sie schlug ihr Zelt wieder am alten Platz auf – im Schatten des kleinen Teebude. Dort kocht sie, schläft und wäscht Ihre Kleidung. Sie klettert hoch in die Bäume, um dort abgestorbene Äste für Ihr Holzfeuer zu holen, und wenn wir essen, steht sie vor dem Fenster, um zu sehen, was wir auf dem Teller haben und was wir uns im Fernsehen anschauen. Wohl oder übel haben wir ihr zu essen und zu trinken gegeben; aber kürzlich sagte sie uns, dass sie unser Essen nicht mag und dafür lieber 100 Schillinge hätte. Damit könnte dann in einem Restaurant in der Stadt essen.

Davon abgesehen müssen wir uns nicht viel um sie kümmern. Ganz anders die andere Frau, die – mit großen Plastiktaschen in den Armen – dauernd in die Kirche hineinplatzt und dort jeden mit unverständlichen Ausdrücken beschimpft.

Dann ist da noch der arme Junge von ca. 16 Jahren, der immer in der Lourdes-Grotte schläft. Tagsüber ist er überall dabei, schaut uns  zu und  kratzt sich unablässig. In der Kirche benimmt er sich mehr als tadellos: wenn die anderen beten, wirft er sich auf den Boden, hört den Gebeten mit offenem Mund zu und kugelt sich  bei jedem lustigen Satz des Priesters vor Lachen auf dem Boden – er ist der ideale Kirchenbesucher.

John ist natürlich auch noch immer hier; das ist dieser große  Mann mit den Hühnerfedern im Haar, der während der Messen immer langsam wie ein Heilsbringer auf und ab geht – manchmal in allen drei Sonntagsmessen. Danach kommt er zum Essen auf unsere Terrasse.  Gott sei Dank kommt die  Frau, die während der Messen immer unkontrolliert schrie und mit den anderen Kirchgängern schimpfte, „weil Gott ihr das so befohlen hatte“, im Moment nicht mehr in unsere Kirche; ihr Arbeitgeber hat sie in eine andere Stadt versetzt, nachdem Sie Ihren Chef geschlagen hatte, „weil Gott es ihr so befohlen hatte“.

Was mich immer wieder in Erstaunen versetzt ist die Haltung  der Leute   hier gegenüber diesen  Menschen mit solch langwierigen Leiden: alle sind offensichtlich der Ansicht, dass es auch für solche Menschen einen Platz auf der Welt geben muss. Das finde ich wirklich sehr bemerkenswert !

Vielleicht sind einige von Euch erstaunt zu hören, dass es die Kunststoffwiederverwertung bei uns nicht mehr gibt. Tatsächlich sind nicht all unsere Aktivitäten Erfolgsstories. An und für sich war dieses Programm etwas wirklich Großartiges – die Idee war einfach: die Elendsviertel  sind voll mit Plastikmüll. Also warum sollten man die Menschen diesen Müll nicht aufsammeln lassen, ihnen etwas Geld dafür geben, den Müll sortieren, waschen und zerkleinern, in Säcke abfüllen und verkaufen ?  Mit dem Erlös könnte man ein halbes Dutzend Arbeiter entlohnen und den Armen einen Extrabonus zukommen lassen. Also wurde jemand mit der Leitung dieses Projektes bestimmt, aber nach einem Jahr schon hatten wir große Verluste. Es sah so aus, als ob der Projektleiter mit dem Geld auf „sehr ungewöhnliche Weise umgegangen war“. Außerdem hatte er noch einige hundert Säcke gestohlen. Wir setzten einen neuen Projektleiter ein – einen ganz bürgerlichen mit Krawatte und Auto; aber nach nur einem halben Jahr hatte er schon eine halbe Million veruntreut und die Polizei fand ihn schließlich versteckt unter dem Bett seiner Freundin.

Danach haben wir die Vorschriften so streng verschärft, dass Betrügereien unmöglich wurden  – aber die tägliche Arbeit auch!  Jeder noch so winzige Arbeitsvorgang erforderte die Unterschrift von drei verschiedenen Personen, die meist nicht alle gleichzeitig erreichbar waren. Nach einem Jahr gab der neue Leiter des Projekts entnervt auf – diese Aufgabe war so einfach nicht zu bewältigen. Danach bot uns ein idealistischer junger Mann an, diese Aufgabe zu übernehmen. Er stellte eine Sekretärin ein, die wirklich betrügerische Ambitionen entwickelte. Zu dieser Zeit hatten die Schulden bereits ein Ausmaß erreicht, das uns zwang, das Projekt zu stoppen. Wir empfanden das als wirkliche Katastrophe, nachdem sich so viele Menschen so lange Jahre um dieses Projekt bemüht hatten – und jetzt dieses Ende ! Gutachter aus Nairobi waren mit Ihrer Beurteilung schnell bei der Hand: „Sie hätten die Kontrollen verschärfen sollen“, war ihr Urteil – das war alles, was sie dazu zu sagen hatten.

Experten aus Nairobi halfen uns, einen neuen „Fünf-Jahres-Plan“ zu erstellen; nach dessen Fertigstellung schien er uns aber unausgereift, denn die Bedürfnisse der Gemeinde waren in dem Plan nicht berücksichtigt worden. Also wurde eine umfangreiche wissenschaftliche Einschätzung der Lage zu Beginn dieses Jahres vorgenommen. Als die Resultate im Februar bekannt wurden, schien der Plan beträchtlich von den Anforderungen der Gemeinde abzuweichen. Es ist jetzt unsere Aufgabe, die Bedürfnisse der Gemeinde und den „Fünf-Jahres-Plan“ aufeinander abzustimmen, damit die Arbeit weiter gehen kann.

Viele von Euch werden sich fragen, ob das Pandipieri-Team auch im vergangenen Jahr wieder an den Tagen zwischen Weihnachten zum Camping gewesen ist. Ja klar – dieses Camping verbindet uns und stärkt die Freundschaft. Dieses Mal sind wir mit den alten bekannten Team-Mitgliedern campen gewesen, die auch mit vielen von Euch befreundet sind. Wir waren vier Tage lang im Kakamega-Wald: 15 Erwachsene und 15 Kinder. Am Parkeingang mussten wir Tickets kaufen: 30 x 4 sind 120 Tickets – nur um in den Park zu gelangen. Dann noch weitere 120, um dort zelten zu dürfen. Das sind insgesamt 240 Tickets. Jedes dieser 240 Tickets wurde insgesamt dreimal abgestempelt – also 720 Stempel; dann wurden die 240 Tickets abgerissen (jetzt waren es 480 Teile).
Dabei haben wir hier  noch nicht einmal die Tickets für die Autos mit gezählt! Aber die Tage dort waren wunderbar. Das alte Team fand das Leben dort schwierig; sie lehnten sich zurück und fühlten sich nicht gezwungen, ihren reichen Erfahrungsschatz und ihr Wissen in Arbeit umzusetzen.

Kürzlich haben – für dortige Verhältnisse –  relativ friedliche Wahlen in unserem Nachbarland Uganda statt gefunden. In unserer Zeitung konnte man lesen, dass die Bediensteten eines Gefängnisses in  Arua im Norden Ugandas den Sieg ihres Kandidaten so hemmungslos feierten, dass 400 Häftlinge leise das Gefängnis verlassen und fliehen konnten.

Liebe Freunde – Euch allen viele liebe Grüße und herzlichen Dank für Eure kontinuierliche Unterstützung. Mir selbst geht es soweit ganz gut.

Hans Burgmann

Weihnachten 2005

Liebe Freunde,

Der Abschied von Holland wurde mir schon dadurch leichter gemacht, weil man mich im Flugzeug gleich in die erste Klasse führte – mit Champagner und freundlichen Stewardessen. Eine von ihnen wollte von mir wissen, wie viele Sprachen ich spreche: Ich antwortete: „Eine Hand voll – unsere Dialekte und „Twentish“ aus dem Osten Hollands.“ Aufgeregt erzählte sie mir dann, dass ihr Vater auch aus dem Osten der Niederlande stammt und manchmal etwas zu ihr auf „Twentish“ sage; sie erinnerte sich jetzt an seinen Ausspruch und sprach es mir langsam und deutlich vor. ***** und ***** deiner Mutter *****; sie war sich nicht sicher, wann man diesen Ausspruch anwenden kann. (Ihr könnt Euch ja selbst in Eurer Phantasie ausmalen, was der Spruch bedeutet und es mir privat mitteilen; ich werde jedem von Euch die korrekte Version persönlich zusenden.)

Der neue Aufsichtsrat und das Management stehen vor vielen Problemen, die zum großen Teil ihre Ursache in den kulturellen Unterschieden haben. Weiße Menschen formulieren eine Entscheidung auf Papier – schwarz auf weiß sozusagen – das ist dann nahezu „heilig“, alle müssen sich fügen und alle können die Akten einsehen. Dies macht die Vorgänge demokratisch und transparent.

Die Menschen sind im Prinzip vielleicht sogar einverstanden – aber es gibt viele Dinge „zwischen den Zeilen“ – Andeutungen. Die Kultur hier bei uns misst den Menschen  aber mehr Bedeutung bei als einem Stück Papier. Und dann es gibt da noch etwas anderes: in der Natur basieren alle Beziehungen auf der Kraft, die man hat;  daraus resultierend basieren auch die menschlichen sozialen Beziehungen hier bei uns auf der individuellen Kraft und Macht. Demnach sollten Initiativen immer vom obersten Chef ausgehen. Die Macht und Kraft  einer Person wird dadurch deutlich, wie diese Person ihren Willen durchsetzen kann.

Daraus könnt Ihr ersehen, welche Probleme erwachsen, wenn Kenianer eine höhere Position einnehmen: es gibt viele, die Befehle erteilen, wenig Absprachen und eine nur selektive Umsetzung früherer Entscheidungen. Kürzlich wurde ein neuer Fünf-Jahres-Plan erarbeitet und veröffentlicht. Er gab den europäischen Partnern das Gefühl, dass vieles, was in der Vergangenheit langsam aufgebaut wurde unterminiert wurde – manches hatte sogar den Beigeschmack von versteckten Agendas und Nebenabsprachen zwischen den verschiedenen Interessenvertretern.

Glücklicherweise bieten die gleichen kulturellen Unterschiede auch eine Lösung für solche Probleme. Indem man persönliche Beziehungen auf freundschaftlicher Basis pflegt, sollte auch eine Möglichkeit gegeben sein, alles unter Kontrolle zu halten.

Die wirklich freundschaftlichen  Diskussionen ergaben, dass die neuen Gremien nicht selbstherrlich und  autokratisch arbeiten wollen. Deswegen war es auch so wichtig, dass Henk Cliteur kam: er hat freundschaftlich mit allen  Mitgliedern des Gremiums gesprochen. Ich möchte noch hinzufügen, dass unser Newsletter in diesem Zusammenhang auch eine Rolle spielt, denn er findet seinen Weg zu allen Personen, auch wenn sie  unterschiedlichen Interessen vertreten.

Man kann sagen, dass die aktuellen Entwicklungen vor einer gefährlichen Herausforderung stehen. Aber es sind auch Lehrstunden, von denen wir alle profitieren können. Einerseits bin ich stolz, dass wir dieses Stadium erreicht haben – ein wichtiger Meilenstein in Richtung Zukunft. Der Entwicklungsstand der meisten Projekte ist so gut wie nie zuvor – sie verlieren sich nicht jenseits der Barmherzigkeit. Aber es ist hart, manchmal sogar nervtötend!

Alphonce Lumumba spielt in all diesen Turbulenzen eine Schlüsselrolle; er hat eine schwere Bürde zu tragen. Sein jüngerer Bruder ist an AIDS erkrankt – Endstadium. Seine Lungen kollabieren bereits. Seine Frau starb im vergangenen Jahr und Alphonce kümmert sich um die Kinder der beiden. Er geht täglich ins Krankenhaus, um nach seinem Bruder zu sehen und zahlt die hohen Krankenhausrechnungen. Ich kann nicht verstehen, wie er sich angesichts dieser Belastung noch um die Angelegenheiten von KUAP kümmern kann. Er lässt Euch alle grüßen – bitte denkt an ihn!

Die KUAP Probleme sind auch dadurch größer geworden, weil nicht ein einziges Mitglied des neuen Aufsichtsrates auf frühere Erfahrungen in der Arbeit mit Pandipieri zurück greifen kann. Das war vorhersehbar,  und als die neuen Vorgaben der Regierung ausgearbeitet wurden, wurde den Mitgliedern des alten Pandipieri-Teams ein besonder Status zugewiesen. Sie sollten eine Gruppe von „Wächtern“ bilden, die den alten Geist Pandipieris am Leben erhalten und das bisher Erreichte schützen sollten. Bis jetzt sind diese „Wächter“ aber zu bescheiden gewesen. Wir schätzen durchaus, dass sie dem neuen Aufsichtsrat nicht als eine Art Bedrohung erscheinen wollen. Aber jetzt – wo ich zurück bin, werde ich versuchen, darauf einzuwirken, dass die Arbeit dieser „Wächter“ effizienter wird.

Noch vor Weihnachten werden wir ein schönes Fest für beide feiern – für das neue KUAP Management  und für die „Wächter“; nach Weihnachten werden wir dann ein paar freie Tage in Kakamega Forest verbringen– zusammen mit den alten Teammitglieder – so wie in jedem Jahr!

Wie auch immer die Probleme auch aussehen mögen, es gibt immer viel darüber zu lachen. Laßt mich eine Geschichte über unsere Hühner erzählen:

Vor einiger Zeit kamen wir nach Kisumu zurück – es war am letzten Abhang bei dem Dorf Ojolla, wo wir einen Mann entdeckten, der  am Straßenrand lag; bei ihm ein Fahrrad und eine Tasche Mais. Wir hielten an, um ihm zu helfen. Er war bei voller Geschwindigkeit gestürzt und sein Gesicht war vom Aufprall auf den Asphalt aufgeschürft. Wir nahmen ihn mitsamt seiner Maistasche mit; sein Fahrrad luden wir auf das Autodach.

Als wir im „russischen“ Krankenhaus ankamen, trafen wir zwei unserer Mitarbeiter – was für ein Glück!  Wir baten den einen, auf das Fahrrad und den Mais aufzupassen und den anderen schickten wir zum Haus des verletzten Mannes, um die Familie zu benachrichtigen. Der Mann selbst wurde gleich medizinisch versorgt.

Als wir gehen wollten, rannte uns ein Pfleger nach und schrie: „Ihr könnt doch nicht einfach gehen ! Ihr habt den Mann doch vom Fahrrad gestoßen!“ Wir ignorierten ihn, aber wahrscheinlich hatte er unsere Autonummer. Als wir unsere Mitfahrer nach Hause brachten, warnten uns ihre Verwandten: „ Ihr seht – nehmt niemals jemanden mit, der am Straßenrand liegt; dieser Mann wird Euch vor Gericht ziehen und Schadensersatz von Euch verlangen.“

Wir entschieden uns, zurück zum Krankenhaus zu gehen, um zu sehen, wie es weiter ging. Dort in der Notaufnahme fanden wir unseren Mann – verbunden wie eine Mumie und umgeben von seinen Verwandten. Sie alle klatschten und dankten uns überschwänglich. Der Mann erzählte uns, dass er den Schwestern bereits gesagt habe, wie wir ihn vom Straßenrand aufgehoben hatten. Er war ein Prediger der Pfingstgemeinde und hat in großer Dankbarkeit für uns gebetet. Etwas erleichtert gingen wir nach Hause.

Einige Wochen später kam der gute Mann zu mir nach Hause und brachte mir eine schöne Henne als Zeichen seiner Dankbarkeit. Wir brachten diese Henne zu meinen anderen vierzehn Hühnern in das Hühnerhaus. Aber das neue Huhn war protestantisch und wollte nicht mit unseren katholischen Hühnern im Hühnerhaus schlafen – es verbrachte die Nacht draußen hoch oben auf einem Baum.

Einen Monat später brachen Dieben nachts in unser Hühnerhaus ein; leise hoben sie ein Huhn nach dem anderen auf und trugen sie durch ein Loch im Zaun in ihren dort wartenden Wagen. Aber die Henne auf dem Baum sahen sie nicht – wie war die einzige Überlebende. Von da an hatte diese Henne das ganze Hühnerhaus für sich alleine. Im Laufe der Zeit wurde sie die Mutter einer ganzen Schar von Küken – einer neuen Generation, die besser war als die, die wir zuvor hatten.

Also:  immer anhalten, um denen zu helfen, die am Straßenrand liegen !

Ich wünsche Euch ein schönes Weihnachtsfest,

Hans Burgmann

Sommer 2005

Liebe Freunde,

Eine gute alte Freundin von mir ist gestorben. Obwohl sie eine alte Witwe war, steckte sie voller Überraschungen. Sie gehörte zu einer kleinen Stammesgemeinschaft und hatte einen Europäer geheiratet, der während der Kolonialzeit eine bedeutende Stellung in Kisumu hatte. Diese Frau hatte zwei Töchter – die später sogar zur Miss Kisumu gewählt wurden und auch Lektoren in unserer Gemeindekirche waren.

Es ging ihnen gut – obwohl diese Frau eine Muslim war, gönnte sie sich hin und wieder eine Erfrischung mit einem kühlen Bier. Das Klima Kisumus bedingt, dass man sich eine solche Erfrischung öfters gönnen sollte. Als ihr Seelsorger besuchte ich sie regelmäßig. Ihre englischen Sprachkenntnisse waren sehr beschränkt; manchmal ging unsere Unterhaltung nicht darüber hinaus, wie man sich am besten mit einem  kühlen Bier erfrischen könnte: „Hier ist etwas für deine Gesundheit“, oder „Prost“, „Laß uns noch eins trinken“ oder auch „Have one for the road – noch ein Bier für den Weg“. Wie auch immer – irgendwann entschied sie, sich taufen zu lassen. Sie war eine von zwei muslimischen Frauen, die ich in meinem Leben getauft habe – und zwar ohne jegliche Einflussnahme meinerseits. Sie wurde zu einer regelmäßigen Kirchgängerin, und wenn wir uns während einer Prozession sahen, winkten wir uns zu. Später wurde diese Frau sehr krank und musste häufig zum Arzt gebracht werden. Eines Tages – als ihre Kinder sie in das Auto setzten, um sie zum Arzt zu fahren, sagte sie: „Dies ist meine letzte Reise“. Als der Wagen an unserer Kirche vorbeifuhr, tat sie ihren letzten Atemzug; ich möchte mir gerne vorstellen, dass sie mir im Vorbeifahren ein letztes  Mal winkte.

Es war ihr ausdrücklicher Wunsch, neben ihrem vor mehr als 30 Jahren gestorbenen Ehemann begraben zu werden. Sein Grab war noch da, aber den Friedhof an sich gab es nicht mehr, weil die Stadtverwaltung Kisumus ein neues Friedhofsgebiet ausgewiesen und damit den alten Friedhof geschlossen hatte, ihn – um genau zu sein – allen zugänglich gemacht hatte, indem die Einfriedung des alten Friedhofs abgerissen wurde. Seitdem trieben sich Leute sich auf diesem alten Friedhofsgelände herum, um Mais zu pflanzen.

Die Stadtverwaltung verweigerte der Familie die Zustimmung, die Mutter neben dem Ehemann zu begraben – aber die Töchter dachten sich einen klugen Plan aus: Sie brachten das Oberhaupt der örtlichen Hindugemeinde dazu, die sterblichen Überreste der Mutter im Krematorium der Hindus zu verbrennen. Danach wollten sie die Asche der Mutter aufsammeln, ein Loch in das Grab des Vaters graben und dort die Asche der Mutter begraben. Aber am Abend vor dem Begräbnis gab die Stadtverwaltung doch noch nach und erlaubte die Beisetzung der Mutter in einem neuen Grab. Es war eine schöne Begräbniszeremonie – mit all den Frauen, die Feuerholz sammelten und den vielen Kindern, die dort – andächtig kniend – spielten. Ich gab meiner alten Freundin noch  einen ordentlichen Spritzer Weihwasser zusätzlich mit auf den Weg  –  „one for the road“!

Als wir gingen, war das Grab ein farbenprächtiger Hügel aus Blumen. Für einige Tage engagierten die Töchter einen Grabwächter – weniger wegen der vielen Blumen, sondern mehr wegen des Sarges. Oft kommen Grabräuber in der Nacht nach der Beerdigung und öffnen das Grab wieder. Sie öffnen den Sarg, werfen den Leichnam einfach in die Graböffnung, nehmen den nagelneuen Sarg, putzen ihn schön mit Fichtengrün heraus und verkaufen ihn wieder.

Es gibt noch mehr Neuigkeiten: Einige Tage nach dieser Beerdigung, spürte ich entsetzliche Schmerzen in der Leistengegend – dort, wo man mir im Jahr 1991 meine erste künstliche Hüfte eingesetzt hatte. Die Ärzte hier in Kisumu sagten, dass wohl etwas gebrochen sei und eine sofortige Operation erforderlich ist. Man brachte mich ins Flugzeug – einer, der es gut mir meint, gab mir sogar ein Ticket für die Erste Klasse – und man brachte mich in das Sanatorium nach Oosterbeek/Holland. Der orthopädische Chirurg ließ mich röntgen und stellte fest, dass nichts gebrochen war. Nun macht man hier ausführliche Tests mit mir, um fest zu stellen, was diese Schmerzen verursacht haben könnte. Die Schmerzen lassen etwas nach, wenn ich auf Krücken gehe. Alles in allem, ist das aber auch ein Fingerzeig Gottes: Auf diese Weise habe ich die Möglichkeit, viele meiner Freunde wieder zu treffen, die ich lange vernachlässigt habe. Wer auch immer sich von mir vernachlässigt fühlt, kann mich hier in Holland unter 026 33 98 243 oder 06 3029 8613 anrufen oder mich unter
meiner derzeitigen Adresse in Johannahoeve 2, 6861 WJ Oosterbeek / Holland erreichen. Ich werde dann sehen, was ich tun kann.

Viele Grüße und ganz herzlichen Dank an Euch alle für Eure beständige Hilfe und Unterstützung bei der Entwicklung Pandipieris.

Hans Burgmann

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