Meine lieben Freunde,
seit dem 1. September bin ich nun schon in Holland. Durch die kenianische Sonne erkrankte ich an Hautkrebs im Bereich des Kinns. Anfang Oktober wurde ich von einem Chirurgen operiert; er hat mir natürlich auch ein Face-lifting verpasst – ich sehe jetzt besser als vorher aus! Um alle Krebszellen zu zerstören, erhielt ich nach der Operationen 20 Chemotherapien. Die Menschen hier in meiner Heimatgemeinde St. Lambertus haben mich während dieser Zeit sehr unterstützt. Ich hatte auch die Gelegenheit, einige schöne Reisen zu unternehmen – z.B. nach Nordfrankreich. Dort hat mich zuerst beeindruckt, dass viel weniger Menschen mit grauen Haaren in der Kirche sind; aber dann ist mir gedämmert, dass sich hier fast alle die Haare färben.
Immer wieder werde ich nach Einzelheiten über die derzeitige Situation in Pandipieri gefragt; also gebe ich Euch nun einen kurzen Lagebericht über die neue Situation vor Ort:
Wir haben fünf verschiedene Abteilungen gebildet; alle unsere Projekte wurden auf die folgenden fünf Abteilungen,die wir Departments nennen, verteilt:
Gesundheit – Straßenkinder – Erziehung – Geschäft – Verwaltung
Fast alle unsere Projekte werden jetzt von Einheimischen geleitet; die Organisation ist wie folgt strukturiert:
– Manager
Alphonce Lumumba, der sich in unserem letzten Freundesbrief vorgestellt hat. Er ist jung, kommt aus Kisumu und ist mit unseren Programmen aufgewachsen. Er ist sehr kompetent und auf der ganzen Welt herum gekommen. In seiner Arbeit wird er von den Leitern der oben genannten fünf Departments unterstützt; außerdem helfen ihm noch fünf Delegierte, die in den Kommunalwahlen gewählt wurden.
– Verwaltungsrat
Präsident ist Msgr. John Oballa; auch er hat sich im letzten Freundesbrief vorgestellt. Er ist – nach dem Erzbischof der ranghöchste Priester in der Diözese, äußerst kompetent und sehr an dem städtischen Apostolat interessiert. Vizepräsident des Rates ist Pater Michael Corcoran aus Irland – Leiter der Mill Hill Mission in Ostafrika.
Fünf weitere Mitglieder repräsentieren die fünf verschiedenen Departments – gewählt von den Gemeinden Kisumus; an ihrer Seite arbeiten ein Finanzexperte, ein Rechtsexperte und ein Experte für die Mission (das bin ich). Alphonce Lumumba ist der Sekretär dieses Rates (ohne Stimmrecht).
– Beratungsgremium
Es besteht aus all den früheren Mitgliedern des alten Pandipieri Teams.
All das sollte wie Musik in Euren Ohren klingen; denn es bedeutet, dass praktisch die Gesamtleitung von Pandipieri nun in den Händen von Einheimischen Kenianern liegt – und zwar in den besten Händen, auf die wir hoffen konnten. Es bleibt noch, die Verbindung und Kommunikation zwischen ihnen und den Mitarbeitern in Übersee zu stärken; das sind Hunderte von alten Freunden und einige Stiftungen in Holland, England, Deutschland und in den Vereinigten Staaten.
Wie gut alles organisiert ist, zeigt auch die Zahl der vielen Besucher. Pater Gerry Mooij erzählte mir von allein zehn Besuchern im Monat November – alle von Ihnen zeigten großes Interesse an der örtlichen Kultur und auch daran, ihren Beitrag innerhalb der Organisation zu leisten. Natürlich kann die Sprache in manchen Fällen auch Probleme mit sich bringen: Anfang Juli z.B. besuchte uns eine Frau; sie ging zum Friseur und machte deutlich, dass sie die Haare um einen Zoll gekürzt haben wollte; als sie den Salon verließ, waren Ihre Haare gerade noch ein Zoll lang!
Soeben habe ich leider eine schlechte Nachricht erhalten: Vor einigen Tagen wurde die Savings Bank von Pandipieri unter der Leitung von Kizito von bewaffneten Räubern überfallen – und das am hellen Tag! Es wurden 2000 Euro geraubt – eine wirkliche Katastrophe.
Am 30. Dezember werde ich zurück nach Kisumu fliegen; während meines Aufenthaltes hier in Holland passierten einige schreckliche Dinge: z.B. der Mord an einem sehr provokativen Schriftsteller durch einen fanatischen Islamisten. Dieser Umbruch hier in Holland gab mir das Gefühl, dass wir in Kisumi genau das Richtige tun: Brücken bauen zwischen Menschen verschiedener Kulturen – langsam, respektvoll und indem einer vom anderen lernt; ich glaube, dass diese gemeinsame Erfahrung der Weg in eine neue Welt ist – die Vision einer gegenseitigen Bereicherung.
Möge uns das Weihnachtsfest lehren, uns wieder auf die ursprüngliche Bedeutung von Weihnachten zu besinnen:
FRIEDEN AUF ERDEN ALLEN , DIE GUTEN WILLENS SIND.
Hans Burgmann