Sommer 2004

Liebe Freunde,

das große Fest am 13. März war ein riesiger Erfolg – es war in jeder Hinsicht eine doppelte Feier:  das silberne Jubiläum unser Arbeit in den Wellblechhütten von Pandipieri aber auch die Übergabe des alten Vorstandes an die neuen Vorstandsmitglieder. Ein paar Wochen vor dem Fest hatten wir eine Krise: Alphonce Lumumba, auf dessen Schultern die Last der umfangreichen Festvorbereitungen lastete, verletzte sich am Knie – etwas war gebrochen und gerissen, sodass er im Bett liegen musste. Wir taten alles, um die Situation zu retten und alles verlief in geordneten Bahnen – das meiste zumindest. Die Heilige Messe wurde unter freiem Himmel gefeiert – jenseits des Baches, an dem  Pandipieri liegt. Die feierliche Prozession schlängelte sich wie ein Wurm über die kleine, wacklige Brücke  – durch einen Laden hindurch, wo Fahrräder repariert werden.

Mittelpunkt des Festes waren natürlich die Präsentation unserer Programme und ein gemeinsames Essen. Alles in allem ein wirklich beeindruckendes Fest, zu dem wir auch den Segen des Erzbischofs erhielten.

Die Übergabe unseres Mandats wurde mit einer netten Geste symbolisiert – mit Kerzen und kleinen – mit Salz gefüllten – Täschchen. Zur Kollekte brachten die alten Vorstandsmitglieder ihre Kerzen  (Ihr seid das Licht der Welt) und das Salz (Ihr seid das Salz der Erde) zum Bischof zurück; am  Ende der Heiligen Messe übergab der Bischof diese Kerzen und die Salztäschchen dann an die neuen Vorstandsmitglieder. Die alten Vorstandsmitglieder werden den päpstlichen Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“ erhalten.

Am Tag zuvor gab es Feiern in allen sieben Zentren – mit Geschichten über die Entstehung und Entwicklung, Unterhaltung und einem Essen für die Armen. Alles verlief sehr erfolgreich – der finanzielle Aspekt eingeschlossen. Ich möchte meinen besonderen Dank all denen aussprechen, die uns anlässlich dieses Festes  mit einem „kleinen Extra“ unterstützt haben.

Unsere holländische Stiftung war durch Schwester Martinia und Henk Cliteur vertreten.

Eine neue Ära ist angebrochen; der Übergang ist fließend – alles in allem eine Herausforderung. Nur zwei der neuen Vorstandsmitglieder sind schon länger mit Pandipieri verbunden; die meisten sind Delegierte ihrer jeweiligen Gemeinden; aber ein jeder von ihnen ist  eine Kapazität – sowohl in seiner Persönlichkeit als auch beruflich. Das ist wirklich ein Segen. Auf der anderen Seite fällt es solchen Persönlichkeiten auch manchmal schwer, sich anzupassen. Kürzlich besuchte ich – zusammen mit Margriet ten Brummelaar – die meisten von ihnen, um persönliche Beziehungen herzustellen und zu pflegen; die  Besuche haben Margriet und mir Mut gemacht. Diese Erfahrung wird Margriet, die ja jetzt Vorsitzende der Holländischen Stiftung ist, eine wertvolle und effektive Unterstützung  sein: Sie kennt jetzt die Gesichter, die zu den Namen gehören, und diese kennen (und mögen) Margriet. Zwei der neuen Vorstandsmitglieder haben versprochen, regelmäßig einen kleinen schriftlichen Beitrag  zu dem Freundesbrief zu  leisten: der Vorsitzende Pater John Oballa und Manager Alphonce Lumumba.

Unsere Programme entwickeln sich gut; das Gesundheitsprogramm hofft auf viel versprechende Kontakte zu einem großen Kinderkrankenhaus in Pittsburg/USA. Unter den jetzigen Studenten sind einige richtige Künstler; diese Woche hörte ich, dass zwei ehemalige Studenten hervorragende Jobs erhalten haben: einer dieser Studenten arbeitet jetzt als Kunstlehrer in einer großen Schule und die andere Studentin ist Graphikerin in einem großen Unternehmen. Mehr als vierzig unserer Haushaltsschülerinnen haben schon Kontakt zu Hotels, Restaurants und Gasthöfen in der Stadt.

Ein anderes – ernstes – Thema:
Immer wieder werden wir daran erinnert, wie schwierig es hier für die Menschen ist,  schlechte und schädliche kulturelle Praktiken und Bräuche abzuschütteln. Zu nennen ist da vor allem der Brauch,  die Witwe seines Bruders zu „erben“ – ein absolut tödlicher Brauch, wenn AIDS mit im Spiel ist. Aktueller Fall ist eine junge Witwe, deren Mann vor nicht langer Zeit an AIDS starb; auch die junge Frau war bereits infiziert. Sie hatte den Mut und weigerte sich, an den Bruder ihres toten Mannes „vererbt“ zu werden. Man könnte denken, dass ihr die Familie dankbar dafür sein sollte, dass sie sich weigerte, die tödliche Infektion in der Familie weiter zu tragen – aber nein! Nun ist die junge Frau gestorben und die Familie ihres Mannes, die die Pflicht hätte, sie zu beerdigen, weigert sich aus eben diesem Grunde, sich um die Beerdigung zu kümmern.

Manche Missgeschicke entbehren nicht einer gewissen Komik. Vor einiger Zeit wurde ein Bus im Norden des Landes aus dem Hinterhalt überfallen. Die Banditen nahmen den Passagieren alles – einschließlich aller Kleider, die die Menschen im Bus trugen. So kam es, dass ein paar Stunden später ein Bus – besetzt mit völlig unbekleideten Passagieren – in Kitale ankam. Mengen an Kleider wurden durch die Fenster in das Innere des Busses gereicht, bevor die Reisenden den Bus verlassen konnten.

Wenn wir schon bei Räubern sind – hier ist noch eine Geschichte:  An einem schönen Montagmorgen wurde die Sonntagskollekte im Büro einer Gemeinde gezählt. Diese  wirklich verantwortungsvolle Aufgabe lag in den Händen von Mitgliedern des Kirchenvorstandes. Plötzlich stürmte eine Horde Diebe in den Raum. Sie rafften das Geld zusammen und ließen es in einer Tasche verschwinden. Und dann überprüften Sie noch die Brusttaschen der zählenden Beamten – wo sie natürlich noch ein paar Tausender fanden. Die Diebe zeigten den Mitgliedern des Kirchenvorstands erst einmal, was eine Harke ist und erklärten ihnen, wie schlecht es ist,  als Kirchenvorstand dieses Geld zu stibitzen. Von dem Kirchenvorstand darauf hingewiesen, dass sie ja auch nicht besser seien, antworteten die Räuber: „Wir brauchen dieses Geld ganz dringend und wir haben hart dafür gearbeitet, es zu bekommen. Außerdem werden wir das gestohlene Geld zurückgeben – nach und nach, Stück für Stück in der Sonntagskollekte.“
Viele Grüße und bis zum nächsten Mal.

Hans Burgmann

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